Hormone

Wie versprochen, spät aber noch, hier der Einstieg zu den Themenwochen.
Sicherlich könnte man sich bezüglich der Jahreszeit und der derzeitigen Situation auf Erkältungskrankheiten oder Heuschnupfenprophylaxe stürzen.

Ich habe mir jedoch angewöhnt, auf mein Bauchgefühl zu hören. Die Behandlung von einfachen Erkältungskrankheiten hatte ich bereits in meinem Adventskalender aufgenommen und eine Heuschnupfenprophylaxe kann man allgemein zwar formulieren, es ist aber oftmals auch eine individuelle Geschichte.
Ein Thema, das mich in letzter Zeit in meinem Praxisalltag immer wieder begleitet, sind hormonelle Dysbalancen. Die wirkliche Ursache ist oft sehr unklar und der Leidensdruck partiell sehr hoch.
Hormone sind etwas total Faszinierendes. Sie haben Einfluss auf unsere Schlaf- und Essgewohnheiten, unsere Gemütszustände, unsere Verdauung, unseren Zyklus und unsere Libido, auf unser Gewicht, unseren Blutdruck, unser Aussehen und unsere Leistungsfähigkeit.

Es ist kein starres System, sondern es passt sich permanent unseren Lebensumständen an und kann uns dabei unterstützen. Liegt eine Grunderkrankung vor, werden belastende Situationen zum Dauerzustand oder haben wir zu viele Baustellen auf einmal, stellen sich oft hormonelle Dysbalancen ein, die uns in unserem Alltag sehr belasten können. Es wäre da auch zu kurz gedacht sich allein auf die Stresshormone Adrenalin und Cortison zu stürzen. Auf Dauer treiben diese unseren Blutzuckerspiegel, unseren Blutdruck und unser Gewicht nach oben, was zu weiteren Komplikationen führen kann. Es geht auch um unsere Schilddrüse, die ebenso stressanfällig ist und direkten Einfluss auf unsere Verdauungs- und Sexualhormone hat. Diese Tatsache an sich verdeutlicht allein schon die Komplexität, die ein solches Beschwerdebild haben kann.

Die Behandlung von hormonellen Dysbalancen ist immer ein Tanz auf dem Drahtseil. Wir können sie nicht ohne den Blick auf das große Ganze behandeln. Hormone hängen eng miteinander zusammen, bedingen sich gegenseitig, bauen teilweise aufeinander auf. Die Veränderung eines Teils des Systems hat meist auf andere Teile des Hormonsystems direkten Einfluss. Es funktioniert wie ein großes Gummizug Modell. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber Ärzte und Therapeuten gehen oftmals allein symptombezogen vor und verlieren das große Ganze aus dem Blick. Mittlerweile wissen natürlich viele, dass eine Schilddrüsenunterfunktion direkten Einfluss auf die Fruchtbarkeit der Frau hat. Wie aber ein hoher Blutzuckerspiegel, ein hoher Blutdruck, ein niederer Testosteronwert und extreme Müdigkeit zusammenhängen können, obwohl z.B. die Schilddrüsenhormone ganz normal sind, ist selbst Hausärzten nicht immer klar.

Manchmal bedeutet es Detektivarbeit zu leisten, um alle unklaren Faktoren nach und nach beseitigen zu können, um eine Besserung der Symptome und eine endgültige Diagnose zu bekommen.